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Leo geht nordostwärts...

...Ein Bildungsabenteuer

Bei strahlendem Sonnenschein bestiegen wir am Sonntag, dem 3.11.24, den ICE zum Frankfurter Flughafen. Unser Ziel? Tallinn, die Hauptstadt Estlands, wo wir – als sich die Flugzeugtüren öffneten – von Regen und Dunkelheit empfangen wurden. Doch das Wetter konnte uns nicht aufhalten! Wir, das Team vom Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, bestehend aus Stefanie Brunell (Organisatorin für Erasmus+), Christiane Adler (Koordinatorin für Schulentwicklung) und Dr. Oliver Baum (Schulleiter), hatten uns vorgenommen, vom Land der PISA-Champions zu lernen und tief ins estnische Schulsystem einzutauchen.

Estland, Dauerbrenner in den Top 5 der PISA-Studie, glänzt weiterhin in Europas Bildungs-Rangliste. Wir wollten uns also inspirieren lassen und – mit etwas Glück – nützliche Einblicke für unseren Schulalltag ergattern. Ein besonderer Dank geht an Stefanie Brunell, die unsere Reise als Erasmus+-Organisatorin überhaupt erst möglich gemacht und mit estnischen Schulen die Hospitationen vereinbart hat.

Das estnische Schulsystem läuft in vielen Bereichen anders ab als das deutsche. Hier gibt es kein frühe

s Aussortieren nach Klasse 4. Alle Kinder lernen bis zur 9. Klasse zusammen und werden individuell gefördert, bevor eine Differenzierung nach Leistung erfolgt. Nach einem Abschlusstest am Ende der 9. Klasse entscheidet sich der weitere Bildungsweg. Seit einem Jahr dauert die Schulpflicht wie in Deutschland bis 18 – zuvor war mit 17 Schluss.

 

Montagmorgen, bei bestem estnischen Sonnenschein, begrüßte uns Kadri Barr mit einem fröhlichen „Hei!“. Kadri unterrichtet Englisch und war während unseres Aufenthalts unsere Ansprechperson. Nach einem kurzen Austausch bei der Schulleitung informierte uns der stellvertretende Schulleiter, Mihkel Körbe, über die Schule. Wie unsere Schule hat das "Kadrioru Saksa Gümnaasium" zwei Standorte: Die älteren Schüler:innen (Klasse 6-12) besuchen das Hauptgebäude, während die Jüngeren (Klasse 1-5) am anderen Standort lernen. Die 900 Schüler:innen werden von 75 Lehrkräften betreut, und seit 1962 gibt es dort Deutschunterricht. Kadriorg kann sich also zu Recht als die Deutschtraditionsschule in Tallinn bezeichnen. Neben Deutsch läuft der Unterricht natürlich auf Estnisch – und laut Mihkel Körbe genießen die Lehrer:innen das volle Vertrauen der Eltern, die ihre Kinder nach der Schule auch tatkräftig beim Lernen unterstützen.

Unsere beiden Schülerinnen-Führerinnen zeigten uns anschließend das helle und saubere Gebäude. Ein besonderer Twist im estnischen Schulalltag: Die Schüler:innen haben eigene Garderoben, wo sie ihre Jacken und Straßenschuhe lassen – Sauberkeit garantiert! In den Fluren laden Sitzgelegenheiten zur kurzen Verschnaufpause ein, und jeder Klassenraum ist mit einer digitalen Tafel oder einem Beamer ausgestattet. In einzelnen Räumen gibt es auch Tafelfarbe an den Wänden, um spontan analog zu arbeiten. Notizhefte statt Tablets? Absolut, denn Tablets kommen nur in ausgewählten Unterrichtssequenzen zum Einsatz und werden von der Schule bereitgestellt. Ein echter Pluspunkt: das digitale Klassenbuch, das Unterrichtsinhalte, Noten und Materialien für die ganze Schulgemeinschaft sichtbar macht.

Im Unterricht beobachteten wir, dass die Klassen oft kleiner waren und es viele Lehrervorträge gab, denen die Schüler:innen aufmerksam folgten. Regelmäßige Leistungsnachweise gab es sowohl analog als auch digital – eine schöne Mischung aus Alt und Neu.

Am Dienstag besuchten wir den Standort mit den jüngeren Kindern, wo wir selbst zum Unterrichtsgegenstand wurden. Mit Fragen wie „Was machst du besonders gerne?“ oder „Welche ist deine Lieblingsfarbe?“ erweiterten die Kinder spielerisch ihren deutschen Wortschatz und sorgten bei uns für so manchen Schmunzler.

Den letzten Tag verbrachten wir wieder im Hauptgebäude und beobachteten, wie unterschiedlichste Fächer unterrichtet wurden. Wir haben viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen und nehmen Anregungen mit, die wir in unserem Schulalltag verarbeiten werden. Ein pädagogischer Tag könnte uns dabei helfen, die größeren Lerngruppen und kooperativen Lernformen bei uns didaktisch noch besser zu gestalten. Der Blick über den eigenen Tellerrand hat sich gelohnt und sorgt garantiert für frischen Wind in unserem Schulkonzept!

Im November 2024