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Gedenkstättenfahrt der Q2 nach Dachau

Gedenkstättenfahrt in die "Hauptstadt der Bewegung", wie sie zu NS- Zeiten genannt wurde: nach München.

Im Februar fuhren SuS aus der Q2, aus dem Leistungs- und Grundkurs Geschichte zur KZ-Gedenkstätte München-Dachau mit einem dreitägigen Programm, das auch im NS-Dokumentationszentrum München stattfand.
Begleitet wurden sie von Frau Langen, Herrn Puntigam und Herrn Kastner.

Hier ein Auszug aus einem Bericht, den eine Schülerin darüber verfasste:

"Die Zugfahrt ist schnell vorbei und schon sind wir in München, einer Stadt die uns alle mehr beschäftigen wird als wir zu dem Zeitpunkt erahnen.
Draußen ist es nebelig und als wir ankommen ist der Himmel voll von Krähen, die ihre Kreise über das ehemalige KZ ziehen. Es fühlt sich fast ironisch an.

Das Thema meiner Gruppe war "Arbeit" in dem KZ Dachau, mein Unterthema war die Propaganda und wie die Nationalsozialist:innen das Lager nach außen hin verkauft haben. Es gab einen Fotografen (Friedrich Franz Bauer, der Name ist mir in Erinnerung geblieben), der die Propaganda Fotos für die Bevölkerung geschossen hat, Fotos, die das "deutsche Volk" sehen sollte, so solle es ausgesehen haben in den "Arbeitslagern", den Konzentrationslagern. Bilder von arbeitenden, kräftigen und wohlgenährten Menschen die Lasten ziehen, Fotos von Häftlingen an einem großen Tisch wie sie Mahlzeiten zu sich nehmen und Bilder von Häftlingen in ihren Baracken, in die Kamera schauend, sie sehen entspannt aus. Bilder einer Zahnstation und einer Krankenstation, als wäre medizinische Versorgung garantiert gewesen. Unter den Fotos Zitate von Heinrich Himmler, das Lager sei für Leute, die die Sicherheit des Staates gefährden, bei der Inhaftierung handele es sich lediglich um eine Schutzhaft, die Menschen sollten dort nicht länger als nötig bleiben. Es ist wirklich gruselig, wie unspektakulär und "normal" diese Fotos aussehen, mit dem Wissen, dass nichts davon der Wahrheit entsprach, dass fast alle der Menschen auf den Fotos einen grausamen Tod gestorben sind.

Ich weiß aber das Dachau uns allen noch sehr hinterherhängt. Sich damit freiwillig zu beschäftigen, ohne persönlich konfrontiert zu sein ist ein Privileg. Die Möglichkeit dorthin zu fahren ist ein Privileg. Emotionale Distanz halten zu können ist ein Privileg. Auch das ich gerade in diesem Moment am meinem Laptop darüber schreiben kann ist ein Privileg. Sich darüber klar zu werden ist nicht schön, sich selber zu konfrontieren auch nicht. Ich bin ziemlich dankbar das Privileg genutzt zu haben und mitgefahren zu sein.

Die Geschichte des Landes, in dem ich geboren bin, ist so dunkel und grausam, Aufarbeitung ist ein Schritt, aber eben auch der Kampf gegen Faschismus. In Zeiten in denen Ungeimpfte sich einen gelben Davidsstern mit der Aufschrift "ungeimpft" an die Brust hängen möchte ich am liebsten schreien. 

Ich zitiere Esther Bejarano, eine der letzten Überlebenden des KZs Auschwitz, die leider vergangenes Jahr starb: "Es gibt keine Gegenwart und keine Zukunft ohne die Vergangenheit. Ich bin besorgt, denn ich sehe gegenwärtig Parallelen zur damaligen Zeit. Damit sich so etwas niemals wiederholt, dürfen wir nicht schweigen, sondern müssen mit Mut zusammenstehen gegen Rassismus".

Emily Schnabel, Q2, 04.02.2022

Fotos: Kas.